Erster Weltkrieg

Bearbeitet von Chris Kaiser, Sabine Pyne, Hans Utz und Achim Lück

Lernziele

Der Erste Weltkrieg ist ein Thema im Übergang. Einerseits liegt er für die Schülerinnen und Schüler weit zurück und es lohnt sich nicht mehr, ihn im Detail zu behandeln. Andrerseits birgt er als «Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts» (George F. Kennan) Entwicklungen in sich, die bis heute andauern: die Idee, den Gegner vernichten zu müssen, die gewaltigen politischen Auswirkungen durch einen alles mobilisierenden, übermächtigen Staat und die Umschichtung der Gesellschaft im Krieg. Andere traditionelle Aspekte wie die Verbindung des Ersten Weltkrieges mit dem Imperialismus, die Kriegsschuldfrage und der Militarismus werden dagegen in der Forschung heute kontroverser diskutiert und stehen hier nicht im Vordergrund.

Die Unterrichtseinheit nimmt diese Doppelrolle des Themas auf: Die ersten beiden Themeneinheiten beschäftigen sich mit einem «konventionellen» Überblick, die dritte und vierte sind, unabhängig voneinander, gedacht als Erweiterungen des Themas in Richtung auf einen kreativen Unterricht.


Die erste Themeneinheit führt die Schülerinnen und Schüler mit einer Planarbeit durch die wichtigsten Etappen des Weltkrieges, gewissermassen aus der Vogelperspektive.

Im Anschluss an die Ereignisgeschichte können drei Entwicklungen des Ersten Weltkrieges mit Nachwirkungen bis heute anhand von Quellen und Informationen erarbeitet werden. Für weniger leistungsfähige Klassen bieten sich Illustrationen als Veranschaulichung an.

Käthe Kollwitz hat als Künstlerin lange ihre ambivalenten Haltung zum Krieg Ausdruck verliehen undist damit für die Haltung vieler Menschen typisch. Sie verlor ihren geliebten jüngeren Sohn im Krieg und trug daran um so schwerer, als sie ihn als Freiwilligen hatte ziehen lassen. Ihr Ringen ist in Bildern und in ihrem Tagebuch eindrücklich nachzuvollziehen.

Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten sich in der Form einer Planarbeit (einer Arbeit nach vorgegebenem Plan aber in individueller Geschwindigkeit) einen Überblick über den Ersten Weltkrieg. Die Arbeit ist in vier Arbeitsschritte mit je einem Arbeitsblatt gegliedert, welche die Schülerinnen und Schüler in Einzel- oder Partnerarbeit ausfüllen. Günstig ist, wenn Sie historische Atlanten oder Kopien daraus auflegen können, damit die Schülerinnen und Schüler möglichst selbstständig arbeiten können (einzelne Karten können Sie auch direkt von dieser Plattform projezieren).

Sie können die Schülerinnen und Schüler mehr oder weniger eng führen, indem Sie sie die Lösungen der einzelnen Arbeitsschritte selbstständig anhand einer Vorlage korrigieren oder im Plenum einbringen lassen und besprechen oder sogar im Unterrichtsgespräch erarbeiten. Wie oft Sie die Klasse im Plenum zu Besprechungen und Auswertungen zusammenfassen, wird von deren Leistungsfähigkeit und Interesse abhängen.

Damit schneller arbeitende Schülerinnen und Schüler nicht warten müssen, können sie Zusatzaufgaben lösen oder Zusatzmaterial beziehen.

Zusatz: Wissenschaftliche Vorurteile in Bezug auf den Ersten Weltkrieg

Kapitel 1: Ausgangslage

Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten die Ausgangslage, die unterschiedliche Entwicklung der Mächte in Europa; sie repetieren möglicherweise Kenntnisse über den Imperialismus und die Nationalstaatenbildung. Ihr Arbeitsblatt vergleichen sie mit der Lösung.

Kapitel 2: Kriegsausbruch

Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten anhand des Arbeitsblattes den Ablauf des Kriegsausbruches und verschaffen sich einen Überblick über die Beteiligung der grösseren Staaten daran. Sie basieren dabei auf der vorhergehenden Themeneinheit. Ihre Lösungen vergleichen sie mit der Vorgabe.

Kapitel 3: Verlauf

Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten sich einen Überblick über den Verlauf des Krieges an den Fronten. Gegenüber früheren Geschichten ist der Überblick stark gekürzt und reduziert auf die Vernichtungsschlacht, die Problematik des Versailler Vertrages und die Veränderungen im Nahen Osten. Eine Karte von Verdun kann von besonders leistungsfähigen Schülerinnen und Schülern als Illustration des Textes betrachtet werden.

Kapitel 4: Versailler Friedensvertrages

Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten die wichtigsten Bestimmungen des Versailler Friedensvertrages und beurteilen seine Stärken und Schwächen. Als Zusatzaufgabe kann eine diplomatisch formulierte Quelle umformuliert werden.

Der Erste Weltkrieg ist vielleicht als isoliertes Ereignis nicht mehr so wichtig, aber er bringt eine Reihe von Neuerungen in die Geschichte ein, welche das 20. Jahrhundert prägen. Nicht alle können hier behandelt werden, aber die am engsten mit dem Weltkrieg verbundenen und in jüngster Zeit als bedeutsam erkannten sollen doch angeschnitten werden:

  • die Entwicklung zum Vernichtungskrieg
  • die Entwicklung einer Kriegsfinanzierung
  • die Veränderung der Zivilgesellschaft

Es sind dies negative und positive Entwicklungen, jedenfalls solche, die weiterwirkten. Man könnte natürlich auch auf den Krieg beschränkte (Hunger, Krankheiten) oder strittige (angebliche breite Kriegsbegeisterung, Kriegsschuldfrage) angehen. Doch gehe ich davon aus, dass die Zeit dafür nicht reicht und noch eine etwas fantasievollere Schwerpunktpunktarbeit, wie in den Themeneinheiten 3 und 4 angeboten, angegangen werden soll.

Die Schülerinnen und Schüler erhalten zu jedem dieser Kapitel eine Quelle, welche im Zentrum steht. Die Interpretation dieser Quelle soll ihnen dazu verhelfen, die entsprechende Entwicklung mit Hilfe von Zusatzinformationen soweit zu verstehen, dass sie entsprechende Fragen beantworten können. Ferner brauchen sie die Kenntnis aus der ersten Themeneinheit, der Übersicht über den Ersten Weltkrieg; auf einzelne Blätter wird konkret verwiesen.

Die Themeneinheit (oder auch nur ein Teil davon) kann mit dem Plenum der Klasse durchgeführt werden. Denkbar ist auch, die Schülerinnen und Schüler in Gruppen arbeitsteilig an einem Kapitel arbeiten und dann der Klasse die Ergebnisse präsentieren zu lassen. Von der abstrakteren Thematik her ist die Themeneinheit eher schwierig. Für weniger leistungsfähige Klassen oder bei Zeitmangel kann man sich auf die Erläuterung der Abbildungen, die auch als Folienvorlagen zur Verfügung stehen, beschränken.

Kapitel 1: Vernichtungskrieg

Das Kapitel versucht die Entwicklung des Krieges im 20. Jahrhundert ins Auge zu fassen, ohne dass die Schülerinnen und Schüler die späteren Kriege schon kennen. Dabei wird Bezug genommen auf den Vernichtungskrieg, der bereits thematisiert wurde. Zwei kommentierte Illustrationen können die Entwicklung des Krieges veranschaulichen.

Kapitel 2: Kriegswirtschaft

Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich mit der bisher in den Hintergrund gestellten Frage, wie solch lange Kriege wirtschaftlich und finanziell bewältigt werden konnten. Sie stellen fest, dass die Kriegswirtschaft die Macht des Staates verstärkte und im Geldwesen mit der Lösung vom Goldstandard eine tiefgreifende Änderung stattfand

Kapitel 3: Zivilgesellschaft

Die Schülerinnen und Schüler stellen am Beispiel der neuen Rolle der Frau fest, wie der Erste Weltkrieg zu einer Veränderung der Gesellschaft geführt hat. Sie bewerten die Folgen dieser Veränderung für die Frau.

Käthe Kollwitz› Sicht auf den Ersten Weltkrieg bietet in mehrfacher Sicht eine Bereicherung: Im Gegensatz zu den Übersichten stellt sie den Blick einer einfachen Frau dar, im Gegensatz zu punktuellen Quellen kann an ihr die Kontinuität einer Haltung dargestellt werden und im Gegensatz zu vielen Textquellen kann ihre Sicht auch mit ihren Bildern illustriert und vertieft werden.

Die Themeneinheit schlägt einen informierenden Lehrervortrag vor, dann ein kleines Planspiel über die Entscheidung, ob das Elternpaar Kollwitz seinem Sohn Peter die Kriegsteilnahme erlauben soll, eine Interpretation von Tagebucheinträge der Käthe Kollwitz während des Krieges unter der Last von Peters Tod und schliesslich – sofern dies vom Stoffprogramm her angezeigt erscheint – ihre stets zweifelnde Haltung am Beispiel der Auseinandersetzung mit der Revolution in Deutschland am Ende des Ersten Weltkrieges.

Kapitel 1: Vortrag

In einem Lehrervortrag von 10 bis 15 Minuten orientieren Sie die Schülerinnen und Schüler über Käthe Kollwitz› Leben bis 1914. Die Schülerinnen und Schüler machen sich auf einem strukturierten Arbeitsblatt dazu Notizen. Die Struktur wird illustriert durch fünf Bilder (als Folienvorlage im Dossier oder auf der Plattform direkt abzurufen).

Kapitel 2: Rollenspiel

Die Schülerinnen und Schüler spielen in vier Rollen und parallelen Gruppen die Entscheidung vom 10. August 1914, den Sohn Peter Kollwitz sich freiwillig zum Militärdienst melden zu lassen, durch. Die Klasse bespricht die Ergebnisse dieser Spiele.

Kapitel 3: Tagebucheinträge

Die Schülerinnen und Schüler interpretieren in Einzel- oder Gruppenarbeit vier Tagebucheinträge und eine Zeichnung von Käthe Kollwitz und erleben dabei, wie sich ihre Haltung zum Krieg ändert. Das Bild steht separat zur Verfügung.

Kapitel 4: Karl Liebknecht

Es handelt sich um eine Aufgabe für eine leistungsfähige und interessierte Klasse oder um eine Zusatzaufgabe für besonders leistungsfähige Schülerinnen und Schüler. Sie erleben am Beispiel des Holzschnittes zu Karl Liebknechts Tod, wie Käthe inhaltlich und gestalterisch um eine eigene politische Meinung rang.

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