Untertitel
Eine Unterrichtseinheit von Hans Utz, unter Mitarbeit von Yvonne Leimgruber (Zentrum für Demokratie Aarau)
Obwohl die Schweiz vom Ersten Weltkrieg nicht direkt betroffen war, veränderte dieser sie in vielerlei Hinsicht. Die militärische Aufgabe der Grenzbesetzung stellte eine Herausforderung an Politik, Wirtschaft und Gesellschaft dar. Die lange Dauer eines militärisch totalen Krieges stellte die Einheit der Schweiz in Frage und beide Aspekte betrafen die schweizerische Neutralität. Dazu kam als zweite Zerreissprobe die soziale Spannung, die sich im Generalstreik entlud und in seinem Gefolge in der Konkordanz eine politische Lösung fand. Von den Quellen her steht speziell die Erinnerungskultur in Denkmälern und Postkarten im Vordergrund. Ein spezifischer Hintergrundtext für Sie vertieft diese hier grobe Übersicht.
Ein Überblick über die Ereignisse und die Situation der Schweiz während des Ersten Weltkrieges dient als Grundlage für die folgenden, thematisch ausgerichteten Themeneinheiten.
Der Grenzschutz und damit der militärische Aspekt des Themas werden anhand von Denkmälern, zu Denkmälern umgewidmeten Festungen und Postkarten aufgearbeitet.
Der Widerstand gegen die äussere Gefahr ersparte der Schweiz aber nicht zwei Zerreissproben: der Gegensatz der Sprachgruppen entzündete sich an der deutsch-französisch/italienischen Feindschaft; die Parteinahme gerade der Heeresführung für die deutsche Seite führte zu verschiedenen Krisen. Als Rettung bot sich die von Carl Spitteler propagierte Neutralität an.
Die zweite Zerreissprobe spielte sich zwischen den sozialen Schichten ab: Während die Lohnabhängigen stark unter der Teuerung und der fehlenden Wirtschaftspolitik litten, konnten die Produzierenden und selbstständig Erwerbenden davon profitieren. Als Lösung wurde der Weg hin zur Konkordanz gefunden.
Der Film «Gilberte de Courgenay» gehört zwar von der Mentalität her in die Zeit des Zweiten, spielt aber seiner Handlung nach während des Ersten Weltkrieges. Ein Ausschnitt daraus zeigt schön die schweizerischen Konstanten in diesen Konflikten auf und kann deshalb als Überleitung eingesetzt werden.
In dieser ersten Themeneinheit wird, für den Schülerinnen und Schülern nahe liegend, der aussenpolitische und militärische Aspekt der Schweiz im Ersten Weltkrieg ins Zentrum gestellt. Neben den Grundinformationen sollen die Schülerinnen und Schüler mit einer Statistik und einer Interpretation von Militärpostkarten die Situation der Armee aus Sicht der Führung und der Soldaten herausarbeiten.Eine ausführliche chronologische Übersicht für den eigenen Gebrauch erhalten Sie in einem Zusatzdokument.
Kapitel 1: Textverständnis
Die Schülerinnen und Schüler prüfen ihr Textverständnis eines kurzen Textes, indem sie ihm vier Quellen zuordnen; damit erhalten sie einen Überblick über die Schweiz im Ersten Weltkrieg aus militärischer Sicht.
Kapitel 2: Überblick
Die Schülerinnen und Schüler vertiefen den Überblick über die militärische Situation während des Ersten Weltkriegs anhand der Darstellung und Interpretationen der Zahlen über die Truppenstärke.
Kapitel 3: Militärpostkarten
Anhand von fünf Militärpostkarten arbeiten die Schülerinnen und Schüler die wichtigsten Botschaften der offiziellen Schweiz in der damaligen Zeit heraus, erkennen aber auch die grossen Probleme.
Kapitel 4: Befestigungen
Am ganz trivialen Beispiel des Baus von Latrinen in den Befestigungen arbeiten die SchülerInnen aus einem Fachtext heraus, dass die «verschwiegenen» Bedürfnisse auch im Ernstfall eine grosse Rolle spielen. Ergänzend können Sie schildern, wie die Schweizer Armee den Krieg genau beobachtete und rasch Lehren daraus zog.
Zusatz: Chronologie
Der Grenzschutz hat in der Schweiz zahlreiche, nicht nur an Papier gebundene Zeugnisse hinterlassen. Die Themeneinheit führt die Schülerinnen und Schüler in die Denkmäler als historische Quellen ein. Dabei sind als Denkmäler nicht nur zum Zweck der Erinnerung errrichtete Kunstwerke, sondern auch Festungswerke eingeschlossen, die nun als Denkmäler umgewidmet worden sind. Zusätzlich zum Überblick in der vorhergehenden Themeneinheit werden hier Denkmäler aus dem ganzen Land einbezogen. So können Sie die Behandlung mit einer Exkursion zu einem nahe gelegenen verbinden.
Zusatz: Literatur zu Festungswerken und Denkmälern
Kapitel 1: Übersicht
Die Schülerinnen und Schüler erstellen eine Übersicht über die Festungswerke der Schweiz im Ersten Weltkrieg und werden sich der besonderen Form der Kriegsführung bewusst. Für den Fall, dass Sie eine Exkursion dorthin planen, stehen Ihnen Informationen zur Verfügung.
Kapitel 2: Militärdienst
Ausschliesslich anhand von zehn Fotografien erarbeiten die Schülerinnen und Schüler Merkmale des damaligen Militärdienstes, eventuell in arbeitsteiligen Gruppen.
Kapitel 3: Opfer
Denkmäler erinnern heute an die Opfer von damals. Die Schülerinnen und Schüler lassen sich zu allgemeinen Gedanken darüber anregen, wo sie schon auf Denkmäler gestossen sind, wie man der Opfer gedenken kann und was man zu opfern bereit ist. Im Speziellen können sich die Schülerinnen und Schüler mit dem Denkmal auf dem Col des Rangiers auseinandersetzen.
Kapitel 4: Exkurs
In grenznahen Gebieten oder auch auf Reisen sehen die Schülerinnen und Schüler fast in jedem Dorf Denkmäler für die im Krieg Gefallenen, auch wenn es nur wenig sind. Hier ein Beispiel aus dem elsässischen Wolschwiller, 7 Kilometer von der Schweizer Grenze: das Denkmal vor der Kirche in erhöhter Lage, mit Steinen von Autos ferngehalten, mit symbolischen Flammen und den Tafeln der in beiden Weltkriegen gefallenen Soldaten. Man vergleiche Familien- und Vornamen und erkennt den erneuten Nationswechsel dieses Dorfes.
Kapitel 5: Ulrich Wille
Die Schülerinnen und Schüler interpretieren zwei Fotografien des späteren Generals Ulrich Wille vor dem Hintergrund von Informationen über ihn. Sie vergleichen eine Fotografie und ein Gemälde im Hinblick auf ihre Wirkung auf die Betrachtenden.
Die gewissermassen geografische Zerreissprobe der Schweiz enthält auf vielen Ebenen Aspekte der Mentalität, der Kommunikation und der Politik, dass sie nur leistungsfähigeren Klassen und wohl nur in personalisierender Form zugemutet werden kann.Dementsprechend werden hier mit der Person des Generals (mit dem die letzte Themeneinheit geendet hat), zwei bezeichnenden Skandalen und Carl Spittelers «Schweizer Standpunkt» Blitzlichter auf dieses komplexe und mit der zweiten Zerreissprobe noch verknüpfte Thema geworfen.
Kapitel 1: Ulrich Wille
Die Schülerinnen und Schüler informieren sich über die Problematik der Haltung des Generals Ulrich Wille und schreiben anhand von drei Originalquellen die Geschichte seiner ausgebliebenen Absetzung im Jahr 1917 weiter.
Kapitel 2: Skandale
Die Klasse erschliesst in zwei Hälften geteilt zwei Skandale aus zwei Lexikonartikeln so systematisch, dass die Ergebnisse unter den Schülern und Schülerinnen ausgetauscht werden können.
Kapitel 3: Spitteler
Nach einer Information durch Sie (dazu Unterlagen im ersten Dokument) können sich die Schülerinnen und Schüler einer leistungsfähigen Klasse der berühmten Rede von Carl Spitteler widmen, in der er die Neutralität nicht nur als aussenpolitische Maxime, sondern als Fundament des inneren Zusammenhalts der Eidgenossenschaft verkündete.
Während die Spannungen zwischen den verschiedenen Landesteilen mit dem gemeinsamen Bekenntnis zur Neutralität ausgehalten werden konnten, führten die soziale Zerreissprobe der Gesellschaft in ein anderes wesentliches politische Element, in die Konkordanz. Der Erste Weltkrieg stellte auf dem Weg dazu die erste Phase dar.Die Themeneinheit konzentriert sich einseitig auf die Situation der Benachteiligten: die lohnabhängigen Familien und die Frauen; sie stellt die Frage des Lebensunterhaltes ins Zentrum.
Kapitel 1: Lebenssituation
Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten die schwierige Situation der Menschen während des Ersten Weltkrieges (eventuell arbeitsteilig) anhand einer Statistik, von Originalstimmen und einer wissenschaftlichen Darstellung.
Kapitel 2: Frauen
Hier wird ein spezieller Blick wird auf die Entwicklung der Stellung der Frau geworfen: Anhand von zwei Interpretationsaufgaben erkennen die Schülerinnen und Schüler, dass zwar die Frauen grosse zusätzliche Arbeit leisteten, aber ihre Stellung weder wirtschaftlich noch politisch verbessern konnten
Kapitel 3: Generalstreik
Die politischen und wirtschaftlichen Probleme verdichteten sich im Generalstreik (Landesstreik). Eine erste Arbeitsunterlage informiert über die Ursachen und den Ablauf, eine zweite stellt drei Faksimile-Dokumente zur Verfügung, welche die Schülerinnen und Schüler dem Ablauf zuordnen
Kapitel 4: Grenchen
Nach der politischen Ebene des Generalstreiks betrachten die Schülerinnen und Schüler seinen konkreten Verlauf in den Städten, wobei hier nicht die grossen Städte im Zentrum stehen, sondern die Uhrenstadt Grenchen, wo sich mit drei unbeteiligten Opfern auf Arbeiterseite die grösste Katastrophe ereignete. Sie können dabei die verständliche und spannende Website des Grenchner Museumsvereins durchforsten oder sich auf ein Arbeitsblatt mit einer Quelle konzentrieren Auf die konkrete Ebene gehört auch der Grippetod der Soldaten. Anhand von sich widersprechenden Aussagen beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler mit der Frage, inwiefern der Generalstreik dafür verantwortlich ist. Dazu sollten sie die erste Arbeitsunterlage des vorangehenden Kapitels studiert haben.
Kapitel 5: Zeichnungen zum Generalstreik
Drei Zeichnungen zum Generalstreik: In Ergänzung zu den vier textlastigen Kapiteln können die Schülerinnen und Schüler drei Zeichnungen im Zusammenhang mit dem Generalstreik isoliert oder vergleichend betrachten.
Kapitel 6: Oltener Aktionskomitees
Die Schülerinnen und Schüler untersuchen, inwiefern die Forderungen des Oltener Aktionskomitees weitergewirkt haben. Dabei schulen sie ihre politische Bildung.
In einem 20-minütigen Filmausschnitt ist viel enthalten, das Sie je nach Zeit und Interesse der Klasse (und Ihrem Interesse) mehr oder weniger vertieft behandelt können. Der Film ist in vielen öffentlichen Bibliotheken als DVD ausleihbar. Angaben unter swisscovery.ch.
Auf einer ersten Ebene kann die Filmhandlung betrachtet werden, auf einer zweiten die realen Hintergründe der Filmhandlung, auf einer dritten der Zusammenhang zwischen dem Film und der Realität überhaupt und auf einer vierten Ebene die Verankerung des Films in der Geistigen Landesverteidigung des Zweiten Weltkriegs, als er gedreht wurde.
Damit leitet diese Themeneinheit wie die letzte in die Zukunft über und kontrastiert die Sozialpolitik während des Ersten und Zweiten Weltkrieges.
Kapitel 1: Filmbetrachtung
Die Schülerinnen und Schüler erschliessen für sich den Filmausschnitt, indem sie vorgängig die Hauptpersonen kennen lernen und danach aus acht Filmbildern die Geschichte rekonstruieren. Das erste Dokument enthält für Sie Angaben zum Filmausschnitt.
Kapitel 2: Realität
Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich in einer zweiten Schicht mit dem realen Hintergrund des Films: es gibt die Ortschaften, die Gilberte und das Lied tatsächlich. Die drei Themen können zuerst arbeitsteilig erarbeitet und die Ergebnisse danach ausgetauscht werden, ohne dass bestimmte Fragen vorgegeben sind
Kapitel 3: Zeit
In einer dritten Schicht befassen sich die Schülerinnen und Schüler mit der Realität zur Zeit, die der Film darstellt. Sie sehen, dass es neben Gilberte Montavon weitere Frauen gab, die sich um die Soldaten kümmerten, und dass weitere Wege geschritten wurden.
Kapitel 4: Film
In einer vierten Schicht setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit dem Film selbst auseinander. Sie erkennen, dass er durch seine Zeit, den ausgebrochenen Zweiten Weltkrieg, geprägt war.
Kapitel 5: Statistik
Durch den Vergleich zweier selbst erstellter Statistiken erkennen die SchülerInnen den Unterschied zwischen der Versorgung der Menschen im Ersten und im Zweiten Weltkrieg. Sie greifen damit auf das Thema der Unterrichtseinheit zur Lebenssituation zurück.